Trachten Geschichte: Wiesn Knowhow by Ludwig & Therese

mann-in-bayerischer-tracht Trachten Geschichte ist trotz der allgegenwärtigen Beliebtheit und Zelebrierung von Dirndln und Lederhosen den wenigsten bekannt. Auch den Ur-Bayern unter uns nicht – und das obwohl in wohl keinem anderen Teil Deutschlands Brauchtum, Tradition und die Trachten Geschichte einen so hohen Stellenwert haben. Glanz, Glitzer und knallige Farben – auf dem Oktoberfest gibt es so einige „Disney Trachten“ deren Anblick alteingesessenen Bayern die Zornesröte ins Gesicht treibt. Was viele nicht wissen, Dirndl und Lederhosen wie wir sie heute kennen und lieben, gibt es noch gar nicht so lange. Deswegen wollen wir uns heute auf deren Ursprünge sowie deren Geschichte zurückbesinnen und ein wenig (un-)nützes Wissen aus der Trachten Geschichte unter euch bringen.

Die Basics der Trachten Geschichte: Die Begrifflichkeit

Der Begriff Tracht meint im herkömmlichen Sinne die Kleidung ländlicher und kleinbürgerlicher Bevölkerungsteile. Sie ist regional, zeitlich, konfessionell und ethnisch begrenzt. Die Tracht ist Ausdruck des sozialen Status und wechselt je nach Anlass. Das erklärt die bayerische Trachten Geschichte, die österreichische Trachten Geschichte und die schweizer Trachten Geschichte.

Stereotype: Bayern Tracht und Bier

Der Stereotyp Bayer befindet sich in den meisten Köpfen dieser Welt – in Lederhose oder Dirndl gehüllt – zwischen Bergen und Seen und lässt es zu ein paar Maß Bier auf dem Oktoberfest so richtig knallen. Bayern, Bier und Lederhose gehören in der Trachten Geschichte ganz klar zusammen. Doch nicht nur die Personen anderer Länder, sondern auch die Deutschen selbst halten die bayerische Tracht für eine feste Institution der Trachten Geschichte. Doch sollen wir euch etwas verraten? Die bayrische Tracht ist eine recht junge Erfindung. Der Grund ist folgender: Bayern war zur Gründung des Königreiches 1806 von einer gemeinsamen Identität noch weit entfernt. Franken, Schwaben, die Pfalz und Bayern wurden ungeachtet der kulturellen und sprachlichen Unterschiede vereint. Da ist es nicht verwunderlich, dass erstens keine Trachten Geschichte existiert und zweitens nicht gleich gemeinschaftliche Stammtischstimmung aufkommen wollte.mädchen-trinkt-bier

Die Trachten Geschichte wird’s schon richten

Was für ein Glück, dass König Maximilian II. die grandiose Idee zur Trachten Geschichte hatte, um die gemeinsame Identität seines Volkes zu stärken. Die Tracht sollte nicht nur Nationalgefühl sondern auch die Liebe zum Königshaus neu entfachen. Zur Hochzeit des Kronprinzen Ludwig I. und seiner Braut Therese von Sachsen-Hildburghausen fand im Jahr 1810 auf dem später als Theresienwiese bekannten (Braut Therese – Theresienwiese – es klingelt, oder?) Festgelände ein Trachtenumzug aus 16 Kinderpaaren der zusammengewürfelten Regionen statt. Die vorgeführten Trachten wurden zwar an Gewänder der Bauern, Handwerker und Tagelöhner angelehnt, wirkliche Arbeitskleidung sah so allerdings nie aus. Diese Phantasiekleidung ist historisch betrachtet nicht mit einer Trachten Geschichte belegbar. Vielmehr war die Einführung dieser Tracht modischer Ausdruck einer bestimmten Zeit und sozialen Schicht. Erst heute verbinden wir mit dieser Trachten Geschichte Heimatgefühl, Tradition, bayrische Identität und Zugehörigkeit. Ein random fact zum Oktoberfest zum Schluss: In den Anfängen der Wiesn trugen die Besucher gar keine Tracht, sondern feierten in ihrer Sonntagskleidung. So viel zur Trachten Geschichte auf der Wiesn!

Trachten Boom ab dem 19. Jahrhundert: So sehen wir Bayern aus!

Mit der Förderung des „Nationalkostüms“ gelang dem bayerischen Königshaus mit der Erfindung einer Trachten Geschichte eine geniale Marketingstrategie, mit deren Hilfe sich die Tracht zum Symbol für Bayern entwickelte und die Bürger einte. Das Konzept der Trachten Geschichte funktioniert noch bis heute und sorgt so für ein weltweit bekanntes stereotypes Bild des Bayern. Doch vor allem die Bayern selbst halten an ihrer Liebe zu bayerischen Tracht und zur Heimat fest!

Arbeitsgewand Dirndl und Lederhose?

Nachdem die Trachten Geschichte uns Dirndl und Lederhosen Liebhabern bekannt ist, möchten wir noch ein paar weitere Klischees und Irrtümer über die Trachtenwelt für euch aufdecken und uns zusammen mit euch auf die Spur der Bayern Tracht begeben. Die weitverbreitete Behauptungen, das Dirndl sei das traditionelle Arbeitskleid der Mägde und die Lederhose die Arbeitshose des bayerischen Bauern, halten sich wacker. Doch solche Trachten Geschichten flunkern! Das Dirndl war vielmehr ein modisches Sommerkleid wohlsituierter Damen aus der Stadt. Sie sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Sommerfrische an den Tegernsee gefahren. Für ihren Urlaub ließen sie sich Sommerkleider schneiden – Inspirationen dafür fanden sie in der ländlichen Tracht. Auch die Lederhose hat keinen bäuerlichen Ursprung, sondern war zusammen mit der Lodenjacke und dem Hut das Jägergewand. Da die Jagd dem Adelsstand vorbehalten gewesen ist, ist die Lederhose das teure Kleidungsstück adliger und herrschaftlicher Jäger.

Die Trachtenvereine als eine wegweisende Institution der Trachten Geschichte

Mithilfe der Gründung eines Trachtenvereins im Jahre 1833 durch den Lehrer Josef Vogel in Bayrischzell hat die organisierte Trachtenbewegung in Bayern so richtig Aufwind bekommen und die Trachten Geschichte vorangetrieben. Ziel dieses Vereins war die Erhaltung der vorm Verschwinden bedrohte Volkstracht. Schnell gründeten sich weitere solcher Trachtenvereine – zunächst in Oberbayern, später auch in anderen Gegenden des Freistaats. Fast all diese Vereine pflegen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die Trachten Geschichte.

Die dunkle Phase: Instrumentalisierung der Trachten Geschichte

Die von den Wittelsbachern eingeführte Marketingstrategie der Trachten Geschichte hat funktioniert: Die Bayern haben das Gefühl staatlicher Identität bekommen. Dieses Gefühl ist schnell ausgenutzt worden: Die Trachten Geschichte wurde im historischen Verlauf der Zeit instrumentalisiert – und das nicht selten. Erst haben die Bürgerwehren der 1920er Jahre sich die Trachten Geschichte zu Nutze gemacht, später die Monarchisten. Sie bedauerten während der Weimarer Zeit die bayerische Eigenstaatlichkeit und wünschten sie sich zurück. Höhepunkt der Instrumentalisierung der Trachten Geschichte war zur Zeit der Nationalsozialisten, die die die Tracht für ihre Ideologie beanspruchten. Auch in der Nachkriegszeit war die Trachten Geschichte vor einer Instrumentalisierung gefeit. Nachkriegspolitiker wollen in Janker, Lederhosen und Dirndl gehüllt ein heiles Bild und volkstümliches Image schaffen.

Trachten Geschichte Bayern: die 50er und 60er Jahre

Besonders während diesen beiden Jahrzehnten erlebt die Tracht einen regelrechten Boom. Ob in der Hotelerie, der Gastronomie oder bei Damen, die den Sommer auf dem Land verbringen, das Dirndl und die Lederhose war das Must Have schlechthin. Tracht war von nun an sowohl Alltagsgewand als auch Anlasskleidung. Aufgrund der steigenden Beliebtheit der Tracht kurbelt sie nicht nur eine imaginierte, historisch nicht nachweisebare Trachten Geschichte an, sondern auch die Ökonomie in Bayern. Die Tracht wird zum bedeutendsten Wirtschaftszweig des Freistaates! Der Fremdenverkehr nutzt die bildstarken und gut vermarktbaren Kleidungsstücke als Werbemittel und Tourismusmagnet. Die bayerischen Schneider und Säckler machen ihr Lebenseinkommen vollkommen von Dirndl und Lederhose abhängig. Bis heute hat der Boom nicht abgerissen: Julia Trentini, CocoVero sowie viele andere namhaften Trachtenmarken stehen in der Tradition und Fortführung der zugegebenermaßen eher kurzen Trachten Geschichte.

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